The spaghetti incident

Plattentitel

 

Wir entschließen uns, Garys Angebot anzunehmen und noch einen Tag zu bleiben. Ein Urlaubstag, den wir uns – wie kann es anders sein – redlich verdient haben: Wir schlafen lange und genüsslich, während der Rest der Familie (Julia und Gary) schon seit Stunden rackert.

Nach dem Frühstück schauen wir uns gemütlich „Braveheart“ auf Video an und flicken Tobis Reifen in Garys wohl ausgestatteter Garage. (Schluchz: Heute Morgen war plötzlich keine Luft mehr drin!)

Als Gary nach Hause kommt, packt er uns kurzerhand in den Wagen und macht mit uns einen kleinen Abstecher in den Bundesstaat Montana. Dort präsentiert er uns stolz die Schlucht, die der Big Horn River im Laufe der Jahrtausende ins Sediment gegraben hat: Devil’s Canyon – eine Attraktion, die eigentlich kein Mensch kennt – kann es locker mit einigen von Touristen überrannten Sehenswürdigkeiten Nordamerikas (etwa dem Grand Canyon) aufnehmen. Am Boden der Schlucht windet sich träge der grünliche Fluss, der so einladend daliegt, dass wir uns vornehmen, hier eines Tages noch mal mit dem Kanu vorbeizukommen.

Nachdem wir noch ein paar Big Horn Sheep abgelichtet haben, begeben wir uns auf den Rückweg. Die Gegend ist hier so ungastlich trocken und staubig, dass uns selbst im klimatisierten Auto die Spucke wegbleibt. So ähnlich muss es auf dem Mars aussehen: seltsame Gesteinsformationen inmitten einer feinkörnigen, roten Staublandschaft – bloß die grünen Männchen fehlen.

Nach unserer Rückkehr integriert uns Gary freundlicherweise in seine kulinarische Abendgestaltung. Während er selbst Spaghetti kocht und ich unter seiner fachkundigen Anleitung das Gemüse schneiden darf, verrät er mir, dass seiner Käsesauce ein altes Familienrezept zugrunde liegt. Gary ist ein kleiner Scherzbold. Er will mir weismachen, dass schon seine Großeltern mit Nestlé-Soßenpulver gekocht haben.

Als Julia vom Bau kommt, fährt Stefan mit ihr in ihrem knallroten Ford Fairlane, Baujahr 1962, in die Videothek, um einen Film auszuborgen.

Das Video schauen wir uns dann natürlich zu dritt an. Aber Stefan scheint in Anbetracht unserer hübschen Gastgeberin gar nicht müde zu werden (im Gegensatz zu mir). Hat er sich nun in sie verknallt oder nicht? – Jedenfalls unterhalten sich die zwei dann bis spät in die Nacht im Nebenzimmer (mich lassen sie rücksichtsvollerweise schlafen). Und ich kriege aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen Gary gegenüber.


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Stefan & Tobi